Es ist doch immer wieder schön wo ich mit meinem Volvo so lande.
Manchmal gewollt, manchmal ungewollt. Gestern ist der zweite Fall eingetreten. Mein sauberes Auto(hatte es gerade mal aufgeräumt) entschied sich dazu nicht mehr zu starten und wie ein Wal zu stranden. Nur das mein Auto sich nicht für den Strand, sondern für den Parkplatz einer Schule entschieden hat.
Aber das war alles halb so wild, denn ich realisierte bald das ich in Castroville dem „Artichoke Center of the World“ gelandet bin.

Was soll da noch schief gehen?
Die Frage kann ich euch ohne weiteres beantworten. Da es schon später Nachmittag war hatte keiner der drei verschiedenen mexikanischen Autowerkstätten Lust sich mit meinem Fall zu befassen. Sie würden ja bald schließen (ja klar, um vier Uhr oder was?XX), aber ich könnte ja gerne Morgen wiederkommen. Somit war ich heute pünktlich, wie vereinbart, um 8.30 Uhr an der Werkstadt. Das einzige Problem war, das die Werkstadt um 9.00 Uhr noch keine Anstalten machte zu öffnen. Also die Integration in Sachen Pünktlichkeit hat bei diesem mexikanischen Automechaniker noch nicht gefruchtet. Als mir der Typ von der Garage nebenan (die beiden mögen sich wohl nicht wirklich) mit einem großen Grinsen mitteilt das Miguel seine Werkstadt manchmal ein bisschen später aufmacht, habe ich die Schnauze gestrichen voll. Auf geht’s zu einer nicht Mexikanischen Werkstadt.
Wie auch immer, ich habe mein Auto wieder ans laufen gebracht. Ja richtig, nicht irgendein Mechaniker, sonder ICH!! Das ist jetzt aber eine andere Geschichte, das eigentliche Abendheuer, erlebte ich in der Nacht von Gestern auf Heute. Nur mal so von vornherein gesagt. Auf einem Schulparkplatz in seinem Auto zu übernachten ist gar nicht so schlimm. Man sollte halt nicht so empfindlich sein, wenn man am nächsten Morgen aufwacht und lauter kleine Kinder um sein Auto rum stehen und sich irgendwelche Geschichten von „homeless People, erzählen und dabei auf einen zeigen.

good morning California
Aber gut, dafür konnte ich ja nichts, mein Auto fuhr echt keinen Meter mehr.
Was aber in der Weltstadt der Artischocke an einem Montagabend tun? Erstmal ging ich in den Supermarkt um ein bisschen was zu Futtern bekommen. Bis dahin habe ich noch keinen einzigen nicht Mexikaner gesehen. Irgendwie waren auch fast alle Schilder in der Gegend auf Spanisch. Wofür fliege ich eigentlich nach Mexiko, dachte ich so bei mir?
Artischocken gab es im Supermarkt nicht, dafür aber kühles Bier und eine nette mexikanische Kassiererin, die einem den Weg zur einzigen Bar im Ort auf mexikanischem Englisch erklärt.

Supermarkt
Ein paar Minuten später fand ich mich dann auch schon auf einer wunderschönen Parkbank mit einem kühlen Bier in der einen Hand und mit einem Cheesebagel in der Anderen. Der einzige Unterschied zu dem normalen Abendprogramm war das ich nicht die untergehenden Sonne und Meer, sondern ein großes Feld wo sie sonst was (wahrscheinlich Artischocken) anpflanzen, vor mir hatte. Wenn man mal von den herumlungernden Straßenkötern absieht, die es sowieso nur auf meinen Cheesebagle und nicht etwa auf meine Gesellschaft, abgesehen haben, saß ich da also ganz allein. Da alleine trinken keinen Spaß macht, ging ich los um das Nachtleben von Castroville zur erkunden. Die einzige Bar, Mike´s, wird ja wohl ausfindig zu machen sein. Der Laden war schnell gefunden.

Das Loch des Grauens
Ich weiß nicht was mir mehr Angst machte. Vor der Bar zu stehen, zusammen mit all den Gestalten, die man eher um 6 Uhr morgens in Mexiko City zu Gesicht bekommt oder in die Bar hinein zu gehen. Ich entschloss mich für die Bar. Der Raum der mit mehr Fernsehern als mit Fenstern und Türen zusammen ausgestattet war, war eigentlich noch recht akzeptabel. Sogar ein Pooltable stand drin. Ich spiele ja nicht, aber das ist doch immer ein gutes Zeichen für eine Bar, oder? Was mich mehr erschreckte waren die Gestalten, die doppelt so alt wie ich waren, doppelt so hässlich, doppelt so viel Bier intus hatten und plötzlich alle mich anstarten. Es war wie im Film, die Musik stoppte, alle wendeten sich von der Bar ab und glotzten mich an. Man, war ich froh, als das mexikanische Gedudel anfing aus der Junkebox zu plärren und sich jeder wieder seinem Bier zuwendete.
Ohne größere Zwischenfälle bestellte ich mir dann auch ein Bier. Ich habe gestern Abend auf jeden Fall beschlossen das ich nicht so enden will wie dieser Haufen in Mike´s Bar. Die Ärsche von den Damen und Herren waren so fett das sie nicht nur die gesamten Sitzflächen von den Barhockern einnahmen, nein sie saugten die Barhocker mehr in sich auf. Schrecklich……Die einzigen Dinge über die dieses mexikanisch-amerikanisch gemischte Publikum lachen konnte (oder soll ich sagen, überhaupt eine Gefühlsregung zeigte) waren wenn es mal wieder einen von den Footballspielern im Fernsehen ordentlich zerhauen, oder irgendein Trottel wieder einen selten doofen Song aus der Junkebox ausgewählt hatte. Länger als ein Bier habe ich es dann doch nicht ausgehalten. Dann doch lieber wieder durch dunkle Straßenzüge mit all den mexikanischen Gang Mitgliedern ziehen. Auf meinem Weg zum Auto konnte ich ein Drogengeschäft nach dem anderen beobachten. Am Auto angekommen, wurde es dann doch noch mal ungemütlich. Ich muss wohl in die Geldübergabe eines dieser Geschäfte gerauscht sein. Solche Vollidioten, warum müssen die das auch direkt neben meinem Auto abziehen.
So stand ich auf jeden Fall vor diesem durchtrainierten Schwarzen und seinem Kumpel aus, wie soll es auch anders sein, Mexiko.
„Was zum Teufel machst du hier“, hagelte es mir entgehen. Ich weis nicht warum, aber irgendwie muss ich das richtige geantwortet haben. „Was zum Teufel macht ihr hier, in meinem Schlafzimmer“, antwortete ich. Die beiden schauten mich Verwirrt an. „Ja, richtig!! Das Auto ist mein Schlafzimmer. Kann man noch nicht mal in Ruhe in seinem Auto schlafen!!“, schnauzte ich sie an. Dann öffnete ich die Tür meines Autos, legte mich in meinen Schlafsack, schloss die Tür hinter mir und siehe da diese beiden Arschgeigen haben sich verpisst.
Der Mexikaner ist im Allgemeinen ein echt netter Kerl. Genauso wie der Amerikaner oder wer auch immer.
Solltet ihr aber jemals in das kleine Städtchen Castroville kommen, schaut das ihr so schnell wie möglich wieder verschwindet. Das Zeichen „The Artichoke Center of the World“ ist nur Tarnung für eine Hochburg des Verbrechens mit nur Warnsinnigen drin.
Vielleicht, ist Dienstagnacht ja besser und ich habe nur Pech gehabt, ich glaube aber nicht.

schöner Leben:)
Heute sieht die Welt auf jeden Fall wieder ganz anders aus.
Offshore Wind, ein paar Wellen und ich mitten drin……wunderbar.